7-Loch Okarinas

(c) E. Stennes-Falter

 

letztes Update 15.9.2020

 

7-Loch-Okarinas werden mit unterschiedlichen Griffsystemen und Tonleitern gebaut.

 

1. Variationen bei der Positionierung der Grifflöcher:

  • 6 Finger + 1 Daumen
    • Daumenloch rechts
    • Daumenloch links
    • Daumenloch mittig
  • 5 Finger + 2 Daumen
    • 2 Finger re - 3 Finger li
    • 3 Finger re - 2 Finger li

2. unterschiedliche Griffsysteme bei gleicher Grifflochanordnung durch unterschiedlichen Daumeneinsatz:

- Der rechte Daumen wird als 4. von 7 Fingern geöffnet.

- Der rechte Daumen wird als 7. von 7 Fingern geöffnet.

 

3. erweitertes English Crossfingering

- Das 6-Loch-System wird mit 1 Subhole erweitert, das einem der Fingerlöcher zugeordnet ist. > 6-Finger-System

- Das 6-Loch-System wird mit 1 weiteren Fingerloch (separates Subhole) erweitert. > 7-Finger-System

- Das 6-Loch-System wird mit 1 weiteren Fingerloch erweitert (Verlängerung der Tonleiter nach oben) > 7-Finger-System

 

4. andere Leiterstrukturen

  • pentatonisches System (Natey, Houkes)

 

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Getestet habe ich folgende Instrumente:

- Reichweite 1 Oktave, chromatisch

  • 7-Loch Vogel "oisocarina" von Olivier Gosselink, musique de terre, Frankreich
  • 7-Loch Kugelflöte von Nikolaus Oppermann, Keramikwerkstatt Hannover
  • 7-Loch "Muschel" in verschiedenen Tonlagen von Karin und Hans Rotter, ocarinamusic, Oberkappel, Österreich
  • 7-Loch "Muschel" von Árpád Takács, Ungarn
  • 7-Loch Kinderflöte, von Wiener, Leipzig
  • 7-Loch "Native Flute" von Hans Houkes, stonewhistle

 

- Reichweite 1 Undezime, chromatisch

  • 7-Loch Crossfingered Ocarina von Casper Ocarina, Taiwan

 

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7-Loch-Okarinas im Sinne von 6+1= 6 Grifflöcher mit einem Splithole hier lang > klick

 

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Reichweite

Die Reichweite ist trotz gleicher Lochzahl völlig unterschiedlich.

 

1 Octave, chromatisch

  • Gomera
  • Gosselink, Vogelokarina
  • Oppermann, N, Kugelflöte
  • Rotter, Muschel
  • Takács, Muschel
  • Wiener, Kinderflöte

1 None, chromatisch

  • Lietsch Werkstatt Ton und Töne

1 Dezime, chromatisch (None + Subsekunde)

  • Dubois, Oberon Ocarinas
  • Riley, Pendant English Crossfingering

1 Undezime, chromatisch (Dezime + Subsekunde)

  • WrightPendant English Crossfingering

1 Undezime, chromatisch (+unterblasbar>Duodezime)

  • Casper, Compact Ocarina English Crossfingering

 

Griffsymbole lesen

schwarzer Punkt = Loch geschlossen

Kreis innen weiß = Loch offen

Kreis zur Hälfte schwarz = Loch am Rand abdecken

zwei schwarze Punkte dicht nebeneinander = beide Löcher mit einem Finger abdecken

 

Die Griffbilder zeigen eine vereinfachte Draufsicht auf die Okarina.

Die rechten Punkte bzw. Kreise gehören zur rechten Hand und die linken zur linken Hand.

Die untersten Punkte außerhalb des Kästchens gehören zu den Daumen.

(6F)  4 Finger + 2 Daumen + 1 Subhole

 

Tonleiter:  7 1 2 3 4 5 6 7 8 9

 

Oberon Ocarinas

Die 7-Loch-Ocarinas aus der Werkstatt Oberon (USA) werden mit 6 Fingern gespielt. Dem rechten Zeigefinger ist ein Subhole zugeordnet. Das erweitert die bis zur None reichende C-Dur-Tonleiter um einen Halbton nach unten unter den Grundton zum h.

Das Griffsystem ist eine Variante des English Crossfingering mit 6 Grifflöchern. Ohne Subhole entspricht es in der Anordnung der Daumenlöcher der English-Crossfingering-Version von Olivier Gosselink.
Das kleine Daumenloch (hier rechts) vereinfacht das Spielen der chromatischen Stufen cis/des und dis/es.
Für diese Okarina passende Noten gibt es hier > klick <

(7F)  6 Finger + 1 Daumen

Das Daumenloch wird als 7. von 7 geöffnet.

 

Tonleiter:  1 2 3 4 5 6 7 8

 

 

Olivier Gosselink, musique de terre, Frankreich

Daumenloch rechts

 

Die 7-Loch-Ocarinas von Gosselink werden mit 6 Fingern + 1 Daumen gespielt. Bei kleinen Instrumenten kann das für den rechten Daumen gedachte rückständige Loch wahlweise vom vom rechten oder linken Daumen abgedeckt werden. Die kleinen Finger bleiben beide frei und können die Okarina in beliebiger Weise stützen.

Die Intonation ist darauf ausgerichtet, das Daumenloch als letztes zu öffnen. Außer der Stufe 1# (cis' bzw. gis') sind alle Töne ohne halb gedeckte Löcher spielbar.

Das Griffsystem ist für eine chromatisch spielbare Oktave ausgelegt. Der "Aufschnitt" bzw. das "Fenster" ist bei meinem Instrument gut mit der Unterlippe erreichbar. Das ermöglicht "Fipple Bend". Mit dieser Technik erreicht man bis zu 2 Halbtöne unter dem Grundton.

Gosselink baut die 7-Loch-Okarinas in verschiedenen Größen und Stimmungen. Meine hat eine Vogelform und ist auf den Grundton G5 gestimmt.

Für diese Okarina passende Noten gibt es hier > klick <

 

Tonleiter:  1 2 3 4 5 6 7 8

 

 

Nikolaus Oppermann, Keramikwerkstatt, Hannover

Daumenloch links

 

Die Kugelflöten aus der Keramikwerkstatt Nikolaus Oppermann werden im Prinzip wie die 7-Loch-Ocarinas von Olivier Gosselink gegriffen. Nur sitzt bei ihnen das Daumenloch links und die chromatischen Stufen funktionieren etwas anders. Das Fenster sitzt auf der Vorderseite. Da das Mundstück kurz ist, kann man auf der Oberseite ebenfalls ein "Fipple Bend" spielen und dadurch den Tonraum nach unten erweitern.
Für diese Okarina passende Noten gibt es hier > klick <

 

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Tonleiter:  1 2 3 4 5 6 7 8

 

Kinderflöte

 

Meine in G gestimmte Kinderflöte aus Birnbaumholz kaufte ich vor längerer Zeit bei DanMoi. Die Signatur weist auf die Manufaktur Wiener hin. Das ursprünglich auf G gestimmte Instrument tendierte später nach Gis. Trotzdem lässt sich die kleine Flöte immer noch gut intonieren und klingt in sich stimmig. Sie passt nur nicht zu normal gestimmten Instrumenten, ist also nicht ensembletauglich.

 

Die Griffe für die Stammtonleiter stimmen mit denen von Gosselik überein. Die chromatischen Stufen werden etwas anders gegriffen.

 

In der der Kinderflöte beiliegenden Grifftabelle wird darauf hingewiesen, dass die Griffweise der Halbtöne als Anregung zu verstehen sind, die bei Bedarf angepasst werden sollen. Für mich passten alle Vorschläge bis auf einen. Hier meine Version:

Grifftabelle für 7-Loch-Kinderflöte
Grifftabelle für 7-Loch-Kinderflöte

 

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Das Daumenloch wird als 4. von 7 geöffnet.

 

Tonleiter:  1 2 3 4 5 6 7 8

 

 

Karin und Hans Rotter, ocarinamusic, Österreich

 

Auch die 7-Loch-Ocarinas von Rotter werden mit 6 Fingern + 1 Daumen gespielt. Das Daumenloch ist deutlich nach rechts versetzt. Deshalb wird es grundsätzlich vom rechten Daumen abgedeckt.

Im Gegensatz zum vom Gosselink genutzten Griffsystem wird der Daumen mitten in der Tonleiter abgehoben.

Ocarinamusic baut diese Instrumente in verschiedenen Größen/Tonlagen mit Grundton G und C in Konzertstimmung. Sie sind ensembletauglich. Ich habe das komplette Set bestehend aus 6 Instrumenten getestet.

Das Griffsystem ist für eine Oktave ausgelegt. Mit "acute bend" oder Vermindern des Blasdrucks erreicht man einen Halbton unter dem Grundton. Dies wird in der folgenden Grifftabelle nicht berücksichtigt.

Für diese Okarina passende Noten gibt es hier > klick <

 

Grifftabelle für 7-Loch-Okarina von Rotter
Grifftabelle für 7-Loch-Okarina von Rotter

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Árpád Takács, Ungarn

 

Die auf Märkten zu findenden 7-Loch-Okarinas von Árpád Takács sind nach demselben System gestimmt wie die Instrumente von Rotter. Sie werden nach meinem bisherigen Kenntnisstand nur in einer Größe angeboten. Die Intonation soll F-Dur sein, kann aber auch etwas höher oder tiefer sein.

Der auf der beigelegten Grifftabelle für cis angegebene Griff funktioniert auf meinem Instrument nicht. Daher habe ich die Grifftabelle angepasst.

Grifftabelle für 7-Loch-Okarina von Árpád Takács
Grifftabelle für 7-Loch-Okarina von Árpád Takács

 

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(7F)  5 Finger + 2 Daumen

 Tonleiter: 1 2 3 4 5 6 7 8

 

 

Gomera

 

Der Zufall spielte mir eine 7-Loch-Okarina aus Gomera in die Hände. Das Instrument wird mit 5 Fingern und 2 Daumen gespielt. Da ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe, weiß ich nicht, ob die herausgefundene Grifftabelle Allgemeingültigkeit hat. Der Fingersatz wirkt auf mich etwas eigenartig. Vielleicht ist die Okarina für ein anderes Tonsystem gestimmt.

 

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Tonleiter: 7 1 2 3 4 5 6 7 8

 

Mara Ziegel & Marin Lietsch, Ton und Töne, Deutschland

 

Die Pendant-Okarinas der Werkstatt "Ton und Töne" werden überwiegend mit 6-Loch-System angeboten. Wenn sich beim Stimmen herausstellt, dass das Stimmloch einen Halbton ermöglicht, wird das Griffsystem auf 7 Löcher erweitert. Das so gewonnene "Subhole" wird mit dem linken kleinen Finger gespielt.

Die ensembletauglichen Konzertokarinas von Ton und Töne sind in C und F intoniert.

Für diese Okarina passende Noten gibt es hier > klick <

 

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Tonleiter: 7 1 2 3 4 5 6 7 8 9

 

Terry Riley, England

 

Der Engländer erweiterte das Englisch Crossfingering mit einem Subhole für den rechten Ringfinger. Dadurch reicht die Tonleiter eines in C gestimmten Instruments von h' bis d''' = Dezime mit 16 Tönen

Leider hatte ich so ein Instrument noch nicht in der Hand.

 

* * * *** * * *

 

Tonleiter: 7 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

 

 

Kevin Wright, USA

 

Der junge US-Amerikaner erprobt dieses Griffsystem ebenfalls und erweiterte es sogar erfolgreich bis zum 8-Loch-System. Hier die 7-Loch-Variante.

Bitte beachten : Die Tabelle ist Englisch.
B = H
Bb = B

1 Subhole erweitert den Tonraum der gängigen englischen 6-Loch Ocarina nach unten. Auf der Stammtonleiter sind mit diesem Instrument 11 Töne spielbar, dazu 7 chromatische Stufen. Das Subhole erleichtert das Greifen des tiefen Cis und des tiefen Dis.

 

* * * *** * * *

 

Tonleiter: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

 

 

Casper Huang, Taiwan

 

Casper Huang arbeitet mit diesem Griffsystem bereits seit längerer Zeit. Er erreicht mit dem 7. Loch die 11. Tonleiterstufe. Mit einem Subhole erweiterte er dieses Griffsystem außerdem zu einem 8-Loch-System. Hier die 7-Loch-Variante.

Bitte beachten : Die Tabelle ist Englisch.
B = H
Bb = B

 

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andere Leiterstrukturen

In zahlreichen uns fremden Kulturen werden Instrumente für ganz andere Tonsysteme eingerichtet. Es gibt Tonleitern, die mit ein oder zwei Sprüngen beginnen oder lineare Griffsysteme, die einer Art Halbtonskala gestimmt sind und anderes mehr. Viele sind mit den in Europa entwickelten Stimmsystemen nicht vergleichbar und mit Stimmgeräten, die auf das gleichstufig temperierte Tonsystem abgestimmt sind, nicht fassbar. Bekommt man eine Okarina in die Hand, die etwas "merkwürdig" klingt, sollte man sich deshalb nicht gleich als "Schrott" bezeichnen, sondern lieber ihrem eigenwilligen Klang nachspüren und herausfinden, was damit machbar ist.

 

Hans Houkes, Stonewhistle, Niederlande

 

Hans Houkes ist fasziniert von den Stimmsystemen alter indianischer Instrumente und leitet daraus Stimmsysteme für seine verschiedenen Instrumente ab. Unter anderm baut er auch Instrumente mit 7 Grifflöchern.

Natey

Die Native Flute oder Natey von Hans Houkes wird mit einem 7-Loch-System gespielt, das mit Sprüngen startet und dann diatonisch weiter geführt wird. Mit etwas Experimentierfreude findet man weit mehr Töne und Skalen, als Hans Houkes in seiner Grifftabelle ursprünglich zeigte. Ihm kommt es vor allem auf die mit grünen Ringen markierte pentatonische Leiter an, die sich beim systematischen Abheben der Finger ergibt.

Die für sanftes, meditatives Spiel intonierten Instrumente werden in verschiedenen Größen/Stimmlagen gebaut.

 

Diese Okarina ist vorrangig für das Improvisieren gedacht. Es lassen sich aber auch all die vielen schönen Melodien damit spielen, die ich für Okarinas mit dem Tonraum einer Oktave gesammelt habe: passende Noten gibt es hier > klick <

 

Blog-Artikel über 7-Loch-Okarinas

Wenn jemand ergänzende Hinweise zu einem der Instrumente hat, freue ich mich über eine Email!

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