5-Loch Okarinas
(c) E. Stennes-Falter
5-Loch Okarinas können sehr unterschiedliche Griffsysteme aufweisen.
Meine 5-Loch Instrumente mit 1 Kammer werden zum größten Teil mit English Crossfingering gespielt. Bei einzelnen Tönen gibt es kleine Unterschiede in der Griffweise.
In einem Sammelangebot des Okarinamusikhaus Rotter fand ich 5-Loch Okarinas mit einem bis zur Oktave reichenden Griffsystem, das dem Griffsystem der Easy Okarina ähnelt.
Hersteller von Instrumenten mit mehreren Kammern nutzen teilweise ebenfalls 5-Loch-Systeme. Die erzeugen in linearer Folge gespielt sehr unterschiedliche Tonleitern.
- kurze diatonische Leiter; chromatische Stufen mit Gabelgriffen
- pentatonische Leiter; mit Gabel- und Kreuzgriffen diatonisch und teilweise chromatisch
- 1 oder 2 Sprünge + diatonische Tonfolge; weitere Töne mit Kreuzgriffen
Hier beschreibe ich die mir bekannten Griffsysteme anhand von Instrumenten meiner Sammlung. Es gibt auch noch andere.
Seiteninhalt:
Fünf-Loch-Systeme für zwei Hände
English Crossfingering
- Christoph Hense, Deutschland
- Martin Šafr, Tschechei
- Karin Rotter, ocarinamusic, Österreich
- Grifftabellen
andere Hersteller
Erweitertes 5-Loch-System
Fünf-Loch-Systeme für eine Hand
- Hans Houkes, Niederlande
- Giorgio Pacchioni, Italien
Hersteller / Grifflochanordnung
- aus Deutschland
Der kleine Vogel stammt von Christoph Hense. (OcarinaStudio) Er setzt das einzelne Daumenloch seiner 5-Loch-Okarina auf die linke Seite. Da das Daumenloch des kleinen Vogels fast in der Mitte sitzt, greife ich es trotzdem vorzugsweise mit dem rechten Daumen, um nicht am oberen Ende der Tonleiter die auf den englischen Okarinas gelernte Griffolge umstellen zu müssen. Wer noch keine andere Okarina in der Hand hatte, dem wird das egal sein.
- aus Tschechien
Auf den "Okarinas von der Karlsbrücke" (Hersteller Martin Šafr, Cz, http://okarina.euweb.cz ) ist das einzelne Daumenloch der 5-Loch-Okarina nach rechts versetzt angeordnet. Da es auf den kleinen Instrumenten fast in der Mitte sitzt, kann man es sowohl mit dem rechten als auch dem linken Daumen spielen.
Grifftabellen
Die Unterschiede zwischen den Griffsystemen sind minimal. Der wichtigste Unterschied ist die Position des Daumenlochs.
Stimmsystem: 23431
- aus Österreich
Aus dem Museum des Okarinamusikhaus, Oberkappel (Johann Rotter) erhielt ich eine von Karin Rotter gebaute 5-Loch Okarina mit English Crossfingering, bei der das Daumenloch als Subhole funktioniert.
Der Grundton ist so intoniert, dass man durch Absenken des Blasdrucks zwei Halbtöne unter den Grundton kommen kann. Mit dem Subhole erreicht man die Terz unter dem Grundton.
Andere Hersteller von 5-Loch-Okarinas mit English Crossfingering
5-Loch Okarinas sind im Internet schwer zu finden. Per Zufall entdeckte ich vor Jahren eine schöne Webseite (letzter Aufruf 2018) mit Instrumenten von Jasmina Meier (Earthsong Ocarinas, Schweiz) Das Griffsystem ihrer 5-Loch Ocarinas hat große Ähnlichkeiten mit dem englischen Griffsystem. Gis, b, h und cis unterscheiden sich laut ihrer Grifftabelle vom Griffsystem der Engländer.
(Noch nicht getestet)
English Crossfingering - Warum ein 5-Loch-System? - Abwägungen
5-Loch versus 4-Loch
+ Gegenüber dem bis zur Oktave reichenden 4-Loch-System ist das übliche 5. Loch eine wichtige Erweiterung nach oben. Mit ihm vergrößert sich das spielbare Repertoire erheblich!
+ Das Daumenloch als Subhole erspart Griffe mit teilgedeckten Grifflöchern.
5-Loch versus 6-Loch
+ Eine 5-Loch Okarina ist weniger aufwändig zu bauen als eine 6-Loch-Okarina.
- Die auf einer 6-Loch-Okarina mit einem kleinen und einem großen Daumenloch sauber zu greifenden tiefen chromatischen Stufen müssen auf einer 5-Loch, die bis zur None reicht, mit Abschattung oder teilgedeckten Grifflöchern gespielt werden.
- Die auf einer 6-Loch-Okarina mit 2 großen Daumenlöchern erreichbare 10. Stufe (in C-Dur das "e") ist auf einer 5-Loch-Okarina nicht erreichbar.
Musikalische Möglichkeiten und Grenzen
Für jemanden, der sich hauptsächlich mit Musik beschäftigt, die mit dem begrenzten Tonraum einer 5-Loch-Okarina auskommt (z.B. bestimmte Bereiche der Folkloremusik), reicht dieser Tonraum. Viele Musikstile erfordern allerdings deutlich größer dimensionierte Okarinas.
Als kleine Tascheninstrumente oder Kettenanhänger kann man sie aber immer dabei haben und spontan eine fröhliche Melodie pfeifen.
Erweiterung des englischen 5-Loch-Systems mit einem Subhole
Christoph Hense baut seine 5-Loch Ocarinas auch mit einem Subhole. Mit dem zusätzlichen Loch auf der Vorderseite seiner 5+1 Pendant-Ocarina kann ein Halbton unter dem Grundton erreicht werden. Dieses Loch erweitert das spielbare Repertoire noch einmal deutlich und erleichtert das Spielen von Melodien. die auf einer normalen 5- oder 6-Loch C-Okarina (English Pendant) nur in D-Dur funktionieren. > 6-Loch-Okarinas
Ein anderes 5-Loch-System
Der galizische Ocarinabauer Manuel Barreiro (Santiago de Compostella) spielt mit einem 5-Loch-System, dessen erste Töne der Stammtonreihe wie beim English Crossfingering gespielt werden. Nach 4 Tönen setzt sich das System dann aber anders fort. Es hat die Reichweite einer Oktave und ist chromatisch spielbar.
System (A 12345): 23223
(Noch nicht getestet)
5-Loch-Systeme für eine Hand
Sowohl Hans Houkes als auch Giorgio Pacchioni bauen verschiedene Formen von Mehrkammer-Instrumenten mit unterschiedlichen 5-Loch-Griffsystemen. Abhängig vom Stimmsystem haben sie eine Reichweite von einer Sexte bis zu einer None.
PenDiChrom - Das chromatisch spielbare pentatonische Stimmsystem
Die Pentatonik ist das älteste nachgewiesene Tonsystem. Es ist bis heute in Gebrauch. Was liegt also näher, diese aus 5 Stufen bestehende Tonleiter auf ein 5-Loch-System zu übertragen? Da man mit 5 Löchern 6 Tone spielen kann, kommt man bis zur Oktave.
Das lineare, pentatonische Stimmsystem ist sehr leicht intuitiv spielbar. Wie von selbst ergeben sich schöne schwebende Melodien, wenn man die Finger nach Belieben improvisierend öffnet und schließt. Öffnet man die Finger der Reihe nach von unten nach oben, ergibt sich die pentatonische Tonleiter c d - f g a - c. Beim Experimentieren mit Gabelgriffen findet man dann alle anderen Töne.
Außer Hans Houkes und Charlie Hind fällt mir momentan niemand ein, der dieses PenDiChrom Stimmsystem baut. Sowohl Charlie Hind als auch Hans Houkes nutzen das Stimmsystem für Instrumente mit 2 Kammern.
Abwandlungen
Je nach dem, welche Tonfolgen man für die 5 Löcher wählt, ergeben sich weitere interessante musikalische Möglichkeiten. Hans Houkes benutzt für seine Huakas und seine Duett-Okarinas noch eine bis zur None reichende Crossfingering-Variante und eine Anasazi Tonleiter.
Im folgenden Video ist eine Melodische Huaca zu hören die mit einem von ihm häufig genutzten Crossfingering System gespielt wird.
Im nächsten Video ist eine Doppel-Okarina mit Melodic Huaca tuning (octave + 1) zu hören.
Hans Houkes baut das System auch mit Splitholes
Lineare 5-Loch-Systeme
Die Stimmsysteme der bi-tonalen Okarinas von Giorgio Pacchioni basieren ebenfalls auf 5 Grifflöchern. Es handelt sich bis auf eine Ausnahme um ein einfaches linear zu spielendes diatonisch gestimmtes System. Das bedeutet, dass man die Dur Tonleiter ohne Kreuzgriffe spielen kann. Dafür reicht sie zwar nur bis zur 6. Stufe, während Kreuzgriffsysteme mit 5 Fingern bis zur None reichen. Jedoch passt das zu den Folkloremelodien, für die diese Instrumente ja gedacht sind. Es sind aber mehr als 6 Töne spielbar, da Gabelgriffe chromatische Zwischenstufen ermöglichen.
Der Vorteil linearer Griffsysteme ist, dass es wesentlich leichter erlernbar ist und die Zweistimmigkeit bei Pacchionis Instrumenten quasi von selbst entsteht, wenn
man die Finger auf beiden Kammern synchron laufen lässt. Was man damit musikalisch anfangen kann, zeigt Pacchioni in seinen Videos.
Cornetto
Die Kammern ahmen die erste und zweite Stimme von Hörnern nach:
Links 3 5 1 2 3 4
Rechts 1 2 3 4 5 6
Terze-Gemelle
Beide Kammern sind linear einer diatonischen Dur-Leiter folgend gestimmt. Sie starten allerdings auf unterschiedlichen Stufen. So entsteht der Terzabstand.
Links 1 2 3 4 5 6
Rechts 3 4 5 6 7 8
Zampogna
Die Kammern ahmen die erste und zweite Stimme eines Molinese Dudelsacks nach. Der Versatz ist so groß, dass 5-Ton-Melodien wie bei Ocflutes im Oktavabstand gespielt
werden können. Die beiden Kammern sind aber nur eine Septime auseinander.
Links 1 2 3 4 5 6
Rechts 7 1 2 3 4 5 6
Hin und wieder erreichen mich Anfragen zu den Stimmsystemen von interessierten Mitmenschen, die gerne selbst eine Okarina bauen möchten. Das finde ich großartig! Für erste Versuche empfehle ich, ein einfaches lineares Stimmsystem zu nutzen, das eine Tonleiter von der ersten bis zur sechsten Stufe ergibt. Wenn es gelingt, den tiefsten Ton so einzurichten, dass man ihn unterblasen kann, reicht der Tonraum der Okarina insgesamt über 7 Stufen: 7 1 2 3 4 5 6
Welche Töne dies genau sind, hängt vom Innenvolumen Ihrer Okarina ab.
Beispiel:
Grundton C, Leitton H (durch Unterblasen)
Tonleiter H C D E F G A
Wenn die Okarina einen anderen Grundton hat, transponiert man die Tonleiter entsprechend.
Um den Grundton einer Okarina zu ermitteln, testet man den Intonationsspielraum der Okarina aus, bevor das erste Griffloch gebohrt wurde. Sobald man diesen kennt, kann man mit dem Stimmen der Okarina beginnen.
Nachdem man erste Erfahrungen mit dem Stimmen gemacht hat, kann man versuchen Kreuzgriffsysteme zu bauen. Die sind wegen unterschiedlicher Wechselwirkungen der Grifflochgrößen etwas komplizierter einzurichten.
Wer gerne mehr dazu wissen möchte, kann gerne einen Skype-Workshop buchen.
Blog-Artikel über Okarinas mit 5-Loch-Griffsystem
>> Double-Ocarinas / Pendant-System
>> Ocarina-Stimmsysteme / Griffsysteme
>> Blog-Sammlung zum Thema Ocarina