Mundharmonika - Instrumentenkunde

Diese Seite ist eine weiterführende Information zum Mundharmonika-Unterricht. Sie erläutert verschiedene Aspekte der Instrumentenwahl für das Musizieren auf Mundharmonikas in Solo-Stimmung (= zwei bis 3 komplette diatonische Oktaven) und chromatischen Instrumenten (= Tonraum mit zwei bis vier kompletten Oktaven inclusive "gefärbten" Zwischenstufen)

Wechsel zu diatonischen Instrumenten in Solostimmung

Wenn der Tonraum der Speedy "sitzt", wird der Unterricht auf einem größeren Instrument fortgesetzt.

 

Bei der Wahl des nächstgrößeren Instruments werden die Weichen entweder Richtung Blues-Harp (Richter-Stimmsystem), Solo-Stimmsystem diatonisch/chromatisch oder eine der verschiedenen Sonderstimmungen gestellt.

 

Melody Star - Einstieg in das Solostimmsystem

Mit der Wahl der Melody Star (Hohner) startet man die Ausbildung im Solo-Stimmsystem. Das Instrument hat 8 Kanäle. Darauf lässt sich eine über 2 Oktaven reichende diatonische Tonleiter spielen.

Mundharmonika Melody Star (Hohner
Melody Star (Hohner)
Mundharmonika - Tonleiter 2 Oktaven - Solostimmsystem
Tonleiter 2 Oktaven - Solostimmsystem

Die besonders geformten Kanzellenöffnungen der "Melody Star" (Hohner), sollen den Schülern helfen, die Einzeltöne besser zu treffen.

Instrumente mit 2 1/2 bis 3 Oktaven Tonraum

Nicht jeder ist beim Einzeltonspiel auf die Unterstützung durch die besonders geformten Kanzellenöffnungen der "Melody Star" angewiesen. Vor allem diejenigen, die auf der Speedy schon sehr geschickt spielen können, stellen sich zum Teil sehr schnell auf normale Kanzellenöffnungen um. Das setzt allerdings voraus, dass sich die Schüler regelmäßig und motiviert mit dem Instrument beschäftigen.


Zur Zeit empfehle ich folgende Alternativen:

Modelle mit 3 Oktaven:

- "Marineband Soloist" Solostimmung (Hohner),

- "Solist Pro 12 Steel" Solostimmung (Seydel)

Modell mit 2 1/2 Oktaven:

- "OrchestraS" (Seydel)


Auf diesen Instrumenten gewöhnt man sich an neue Anblastechniken (ohne Anblashilfe). Außerdem hat man durch den erweiterten Tonraum mehr Möglichkeiten mehrstimmige Sätze zu spielen. Daraus ergeben sich sehr reizvolle Aufgaben für das Gruppenmusizieren. Auf den Standardinstrumenten sind C-Dur und alle Paralleltonarten spielbar.

Bei Seydel können Mundharmonikas mit Hilfe des Configurators in jeder beliebigen Tonart bestellt werden! So kann man sich auch mit diatonischen Mundharmonikas den Anforderungen im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten anpassen. Für den Mundharmonika-unterricht ist aber eine Solo-Harp in C-Dur völlig ausreichend.

Bei der Wahl der erweiterten diatonischen Mundharmonika muss man überlegen, ob die 2-oktavige Tonleiter zuerst nach oben oder nach unten erweitert werden soll. Denn der Tonraum der Instrumente unterscheidet sich deutlich. Der Klang der vergleichbaren Tonräume ist dagegen auf den genannten Instrumenten ähnlich.

Die mit 12 Kanälen ausgestatteten Mundharmonikas in Solostimmung (MarineBand Solotuning und Solist Pro 12 Steel Solotuning) umfassen einen Tonraum von 3 Oktaven. Sie beginnen bei C4 = c' und enden bei C7 = c''''.

Mundharmonika - Tonleiter 3 Oktaven - Solostimmsystem
Tonleiter 3 Oktaven - Solostimmsystem

Mundharmonikas in Orchester-Solostimmung (z.B. OrchestraS mit 10 Kanälen) beginnen auf dem G3 = g und enden auf C6 = c'''.

 

Bei beschrifteten Instrumenten dieser Tonlage fällt auf, dass die Zählung der Kanäle beim C4 = c' im 3. Kanal beginnt. Die Töne der tiefen Oktave werden mit einem Unterstrich oder Punkt kenntlich gemacht.

Mundharmonika 2 1/2 Oktaven - Solostimmsystem
Tonleiter 2 1/2 Oktaven - Solostimmsystem

Bei der Mundharmonikawahl können auch "Wohlfühlfaktoren" eine Rolle spielen, denn die Modelle liegen sehr unterschiedlich in der Hand und im Mund.

Auf den folgenden Bildern sieht man die "Marineband Soloist" und die "OrchestraS" im direkten Vergleich.

Hohner Mundharmonika Marine Band vs Seydel OrchestraS
Hohner Marine Band SoloTuning vs Seydel OrchestraS

Der Pfeil auf der OrchestraS zeigt die Position des c an, das in der Marine Band Solotuning in der 1. Kanzelle liegt. Deshalb habe ich sie auch so versetzt zueinander fotografiert. Interessanterweise steht das C aus dem Schriftzug "OrchestraS" genau über diesem Pfeil. Ob das wohl Absicht des Designers war?

Mundharmonika Hohner Marine Band SoloTuning vs Seydel OrchestraS
Hohner Marine Band SoloTuning vs Seydel OrchestraS

Die 10 Kanäle der Orchestra sind insgesamt genauso breit, wie 10 Kanäle der Marine Band. Sie sind aber anders gebaut. Die Löcher der OrchestraS sind etwas breiter und die trennenden Stege sehr schmal. Bei der Marine Band sind die Kanäle etwas schmäler und dafür die trennenden Stege des Kamms breiter.

 

Mundharmonika Hohner Marine Band SoloTuning vs Seydel OrchestraS
Hohner Marine Band SoloTuning vs Seydel OrchestraS

Die Instrumente sind aus unterschiedlichen Materialien gebaut:

 

Kamm:

Hohner Marine Band:  Holz (Birnbaum)

Seydel  OrchestraS  :  ABS-Kunststoff

 

Stimmplatte:

Hohner Marine Band: Messing > vorstehend > Lippenkontakt

Seydel  OrchestraS  : Neusilber  > versenkt > kein Lippenkontakt

 

Stimmzungen:

Hohner Marine Band: Messing

Seydel OrchestraS   : Edelstahl

 

Die Edelstahlzungen sind das große Plus der OrchestraS.

 

Ein weiteres Plus:

Da sie dieselbe Form wie die Blues Session hat, lässt sich die OrchestraS sehr gut mit Blues Harps als "Doppeldecker" zwischen die Finger klemmen. So lassen sich Akkorde des Richterstimmsystems mit dem Melodiespiel auf dem Solostimmsystem verknüpfen.

Wechsel auf chromatische Instrumente

Sobald man Musik in verschiedenen Tonarten oder mit Versetzungszeichen spielen möchte, wird die Anschaffung einer chromatischen Mundharmonika notwendig. Die Auswahl des Modells muss auf die Musik abgestimmt sein, die darauf realisiert werden soll.


Es gibt verschiedene kostengünstige Schülerinstrumente. Preise für besondere Profi-Instrumente können in die Tausende gehen! Hohner und Seydel bieten neben günstigen Einsteigerinstrumenten auch hochwertige Instrumente zu erschwinglichen Preisen.

Hier nun ein Vergleich zwischen den Tonräumen diatonischer und chromatischer Instrumente in Solostimmung.  > klick <

Diatonisch oder lieber gleich chromatisch?

Da niemand einen Goldesel in der Ecke stehen hat, fragt man sich natürlich, ob man nicht besser gleich ein großes chromatisches Instrument kauft, anstatt nach und nach zuerst mehrere diatonische Instrumente und später ein oder sogar mehrere chromatische Instrumente zu kaufen. Nun, eine allgemein gültige Antwort kann man darauf nicht geben.

Es gibt eine Menge Musik, für die eine 2 1/2 bis 3 Oktaven umfassende diatonische Harp völlig ausreicht. Für diese Musik ziehe ich persönlich eine kompakte diatonische Harp der dickeren chromatischen Harp zum Spielen vor. Dafür nehme ich den Nachteil, dass ich für jede Tonart ein anderes diatonisches Instrument benötige gerne in Kauf. Wenn viele Tonarten benötigt werden, geht das natürlich ins Geld. Der Vorteil ist allerdings, dass man relativ rasch und sicher nach Gehör spielen lernt, wenn man alle Dur-Tonleitern mit demselben Atemschema spielt und zu den Paralleltonarten in Moll, Dorisch oder Phrygisch ebenfalls unabhängig von Tonarten ein bestimmtes Atemschema verinnerlicht.

Wie bereits erwähnt, gibt es aber auch Musik, die ohne Bendingtechniken nur auf chromatischen Mundharmonikas realisierbar ist. Da man auf chromatischen Instrumenten obendrein theoretisch jede Tonart spielen kann, kommt man mit einem einzigen Instrument sehr sehr weit. Dafür muss man dann allerdings immer wieder neue Atemschemata lernen und viel Zeit investieren, um diese zu üben.

Es hängt also von der Zielsetzung ab, welchen Weg man geht.

Außerdem kann der zu erwartende Wartungsaufwand bei der Wahl des Instruments eine Rolle spielen. Es liegt auf der Hand, dass dieser bei diatonischen Instrumenten geringer ist als bei chromatischen Instrumenten. Um Luftverluste zu minimieren und gleichzeitig die Ansprache der Instrumente zu verbessern, ist es bei höherwertigen chromatischen Instrumenten üblich, die Zungen zu ventilieren. Diese Ventile zu warten, ist an sich kein Problem. Wenn Schüler ihre Harp aber regelmäßig stark verschmutzen oder einnässen, entsteht ein unliebsamer zusätzlicher Aufwand. Bei unventilierten und zugleich kostengünstigeren Chrom-Harps entfällt der Aufwand, verschmutzte, verklebte oder undichte Ventile zu wechseln. Die Instrumente sind wegen dem Luftverlust aber deutlich anstrengender zu spielen. Das macht einfach nicht so viel Spaß. Gute Gründe, mit dem Kauf einer Chrom-Harp zu warten, bis sie wirklich gebraucht wird.

 

Vorausgesetzt, die Schüler haben immer darauf geachtet, sich vor dem Mundharmonikaspiel den Mund gründlich mit Wasser auszuspülen, und sind in der Lage ihr Instrument gut zu pflegen, kann man ausprobieren, ob sie mit einem chromatischen Instrument zurecht kommen. Bei jemandem, der mit seinem Instrument nachlässig umgeht, verschmutzen die Anblasöffnungen stärker und auch im Innern der Mundharmonika bilden sich Ablagerungen, die die Zungen blockieren und die Funktion der Ventile beeinträchtigen können. Der Schieber kann ebenfalls durch Ablagerungen schwergängig werden oder völlig verklemmen. Außerdem sind die Ablagerungen unhygienisch. Das Instrument muss deshalb auf alle Fälle regelmäßig kontrolliert und hin und wieder auseinander genommen und gereinigt werden. Auch der Schieber muss regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf geölt werden. Wie wartungsfreundlich die Instrumente sind, also wie gut sich die Instrumente auseinander nehmen und wieder zusammensetzen lassen, hängt vom Modell ab.

Eine Mundharmonika zu reinigen ist nicht weiter schwierig. Man muss allerdings behutsam und geduldig vorgehen und darf die Arbeit nicht den Kindern überlassen.

Hier wird gezeigt, wie es geht > klick <

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