X. Ocarinafestival in Budrio 25.-28. April 2019 - Tag 1

Das Okarinafestival in Budrio 2019 ist zuende ...

Aber irgendwie ist es noch nicht ganz vorbei. Immer wieder ploppen schöne Erinnerungen auf. ...  In Facebook tauscht die Community Fotos, Videos und Erfahrungen aus. ...  Im Musikraum liegen ein paar neue interessante Instrumente auf dem Tisch, von denen ich die ersten bereits im Unterricht gezeigt und gespielt habe.

 

Das Besondere am Okarinafestival in Budrio für mich?

Das gemeinsame Musizieren in wechselnden Gruppen, mit Musikern, zu denen man sonst nur via Internet Kontakt hat, die vielen Konzerte in denen vom Nachwuchs bis zum Weltklassesolisten alle ihr Können zeigen, die Treffen in den Gassen, auf dem Markt, in kleinen Parks, Cafés ... all das gibt dem Festival in dieser kleinen italienischen Stadt seinen besonderen Flair. Wer als Fremder nur ein wenig über den Markt schlendert, kann das vermutlich erst einmal nicht so genießen wie jemand, der dort gute alte Bekannte und Freunde aus aller Welt trifft - zumindest nicht auf Anhieb. Wenn man aber offen ist, sich auf das Miteinander einlässt und auf seiner Ocarina mitspielt, wenn jemand seine Noten aufschlägt, dann gewinnt man bald neue Freunde, Okarinafreunde ...

Ein großes Dankeschön an Fabio Galliani und dem Orgateam des Festivals. Es war wunderbar und hat große Freude gemacht!

 

Das Veranstaltungsprogramm war dermaßen umfangreich, dass ich nur einen Teil der Konzerte sehen/hören konnte und beim Betrachten der Fotos schon wiederholt dachte: ach, diese oder jene Okarina hätte ich eigentlich auch noch ausprobieren sollen. ...

 

Hier nun ein Bericht aus meinem persönlichen Blickwinkel.

Tag 1  -  25.4.2019

Außer eine Runde mit dem Hubschrauber bin ich noch nie geflogen! Mit dem Flugzeug, meine ich ;-) 

Dieses Mal musste es sein! Ich wollte unbedingt nach Budrio. Aber ganz allein rund 1000 km mit Zügen, von denen man nie weiß, ob sie pünktlich kommen oder vielleicht auch gar nicht, man deswegen lange Umstiegspausen einplanen muss, damit man die verschiedenen Anschlusszüge nicht verpasst, bei jedem Umstieg irgendwo alleine auf einem unfreundlichen Bahnhof abhängen, ... wie ich es auch abwog ... nein, das war nichts für mich. Also Flugzeug. Das hat prima gepasst.

In Italien ist der 25.4. ein Feiertag. Deshalb fuhr der Zug nur alle 3 Stunden von Bologna nach Budrio. Da war es gut, dass mich Freunde vom Flughafen abholten! Ohne ihren Freundschaftsdienst hätte ich das Eröffnungskonzert verpasst oder ein Taxi nehmen müssen. Vielen lieben Dank für Eure Hilfsbereitschaft!

Im Eröffnungskonzert erlebte man verschiedene Einsatzmöglichkeiten der Okarina:

Mit Fabio Galliani und dem Trio Insolito hörte man verschiedene Okarinas als Soloinstrument, begleitet von Mundharmonikas, Cello und Percussion. Fabio Galliani spielte unter anderem eine ganz besondere Triple, die ihm ein befreundeter chinesischer Okarinabauer, Mr Zhang Zongpei, gebaut hat und die er auf dem Festival bei verschiedenen Gelegenheiten vorstellte.

Das "Ocarina Ensemble Budrio" spielte in der klassischen Septettbesetzung, in der der Do1-Spieler seine große Virtuosität unter Beweis stellte.

Das "Zhu Fong Ocarina Ensemble" und der "Tasan Laiji Ancient Song Choir" führten ein Musiktheaterstück mit traditionellen Liedern und moderner Okarinamusik auf. Die Texte der Dialoge und Lieder konnte ich zwar nicht verstehen, jedoch machte es mir viel Freude, die Pantomime zu beobachten und der Musik zuzuhören.

 

Nach dem Eröffnungskonzert wurde an verschiedenen Stellen weiter musiziert. In den Arcaden waren Okarinas, Fishietti (kunstvoll oder als Spielzeug gestaltete Pfeifchen) Okarinanoten, Percussioninstrumente und Souveniers auf den Tischen ausgebreitet.

 

Ich schloss mich der Führung durch das Okarinamuseum an.

Die Exponate und Wandtafeln im Erdgeschoss erzählen von der Entwicklung der italienischen Travers-Okarina, deren Hersteller und den Musikern, die diese Form der Gefäßflöte bekannt machten. Fabio Galliani blätterte seltene historische Schriftstücke auf (wichtige Zeugnisse der Okarinageschichte) und spielte auf einigen historischen Instrumenten, um deren Qualität zu demonstieren.

Im Obergeschoss zeigen die Vitrinen eine bunte Sammlung von Okarinas und anderen Gefäßflötenformen aus fast allen Erdteilen. Darunter auch Exponate von John Taylor, dem Erfinder des "English Crossfingering". Mein großer Wunsch, das Griffsystem einer Doppelring-Okarina von John Taylor auszuprobieren, ging in Erfüllung. Vielen Dank, Fabio! Es zeigte sich, dass dieses Griffsystem mit dem English Crossfingering keine Ähnlichkeit hat. Das mit 8 Löchern gespielte Griffsystem ist überwiegend linear. Nur am Anfang der Tonleiter wird ein Gabelgriff gespielt, der mich an ein von Charly Hind und Hans Houkes benutztes System erinnert. Des weiteren sorgt ein Cross-Griff im oberen Teil der Skala dafür, dass man mit diesem System deutlich über die Oktave hinauf steigen kann.

Nach der Führung war es so spät, dass die meisten Okarinabauer ihre Instrumente schon einpackten, als ich zum Markt zurück kam.

Bei Ross Dubois / Oberon Okarinas konnte ich noch die verschiedenen Travers-Okarinas vergleichen. Seine 12-Loch Instrumente überzeugten mich ganz besonders mit ihrem vollen Klang und sehr guter Ansprache. Die 12-Loch Okarinas sind spürbar gewichtiger als die 10-Loch-Instrumente. Obwohl ich auch immer nach leichten Instrumenten suche, die meine Daumengelenke weniger belasten, gefiel mir die Art und Weise, wie diese Okarina aufgrund des höheren Gewichts in der Hand liegt sofort sehr gut. Der mit Schlieren durchzogene Ton erinnert mich mit seiner polierten Oberfläche an Flusskiesel. So etwas mag ich. <3:-)

Mit der ersten neuen Okarina im Rucksack wanderte ich gemütlich zum Hotel zurück.
Nach einem Plausch mit den Damen des japanischen Okarina-Quartetts "Buoni Amici" genoss ich noch die Abenddämmerung im pärkähnlichen Garten des Hotels. ...