6LP / 6 Löcher - 10 Töne

Diese hübsche Okarina stammt aus einer Sammlung interessanter Instrumente, die ich von Hans Rotter aus dem Museumsbestand des Okarinamusikhaus in Oberkappel erhielt.  1000 Dank dafür!

Zwischen den Feiertagen habe ich etwas Zeit, mich mit den Schätzen zu beschäftigen und herauszufinden, wie sie sich spielen lassen.

Zum Erbauer dieser Okarina erlangte ich bislang leider keine Informationen. Falls jemand etwas weiß, bitte schreiben!

 

 

 

Tonraum austesten

Um zu verstehen, wie eine Okarina gestimmt ist, teste ich zunächst jedes Griffloch einzeln aus und stelle fest, wie biegsam der damit zu spielende Ton ist und mit welchem Blasdruck er am besten klingt. Dies ist meinestens bei einem mittleren Blasdruck der Fall. Die bei diesem Blasdruck festgestellte Tonhöhe ist bestimmend für das Intervall, dass ich für die Grifflochposition notiere.

An der Grifftabelle weiter unten ist ablesbar,  dass der Tonraum dieser Okarina im Vergleich mit anderen 6-Loch-Griffsystemen relativ klein ist. Um zu ergründen, warum das so ist, sehen wir uns die Größe der sorgfältig gearbeiteten Grifflöcher etwas genauer an.

Auf den ersten Blick sehen sie alle gleich aus. Bis auf eines. Das ist kleiner. Und die anderen? Sind sie wirklich gleich? Oder gibt es da noch einen winzigen Unterschied?

 

Die nebenstehende Grafik zeigt, welche Intervalle sich ergeben, wenn man die verschiedenen Löcher einzeln öffnet und schließt, während alle anderen geschlossen bleiben. Nicht berücksichtigt sind feine Nuancen, die ein geübter Okarinaspieler automatisch ausgleicht.

Fertigt man von jeder 6-Loch Okarina so eine Übersicht an, werden die Unterschiede der Stimmsysteme am besten deutlich.

 

Die Bedeutung der Zahlen:

1= ein Halbton, 2= ein Ganzton, 3= kleine Terz, 4= große Terz

 

Löcher einzeln

4 Löcher sind so gestimmt, dass sie eine kleine Terz (=3) ergeben.

1 Loch ergibt eine große Sekunde (2)

1 Loch ergibt eine große Terz (4)

Da mehrere Löcher dieselbe Größe haben, kann mit verschiedenen Alternativgriffen gespielt werden. Dadurch reduziert sich aber auch gleichzeitig die Anzahl der spielbaren Töne.

 

Grifflochkombinationen

Wenn 2 und mehr Löcher kombiniert werden, ergeben sich bei dieser Okarina zum Teil Zwischentöne, die nicht auf Anhieb zur normalen Dur- oder Moll-Tonleiter passen. Dementsprechend reduziert sich die Zahl der für die  Dur- oder Moll-Tonleiter brauchbaren Töne.

 

Zweierkombinationen

Die Kombination von 2 Löchern ergibt nicht das der Summe entsprechende Intervall, sondern ein etwas kleineres, als die Zahl es vermuten lässt. Die gleiche Summe ergibt bei dieser kugeligen Okarinaform aber immer dasselbe Intervall. Interessant ist, dass auch die Summe 7 eine Quarte(5) ergibt, allerdings leicht erhöht ^. Ich habe versucht, mit hohem Blasdruck bis zur Quinte zu kommen. Doch das funktionierte nicht gut.

2+3=5  > große Terz (4)

3+3 =6 > Quarte (5)

2+4 =6 > Quarte (5)

3+4 =7 > Quarte (5 ^)

 

Dreierkombinationen

Sie ergeben ebenfalls zum Teil Intervalle, die nicht zur normalen Dur- oder Moll-Tonleiter passen.  v= zu eng/tief   ^= zu hoch

2+3+3=8  > verminderte Quinte (6 v)

3+3+3=9  >  verminderte Quinte (6)

2+3+4=9  >  verminderte Quinte (6)

3+3+4=10 >  verminderte Quinte (6^)

 

Viererkombinationen

2+3+3+3=11 > Quinte (7)

3+3+3+3=12 > kleine Sexte (8)

3+3+3+4=13 > kleine Sexte (8)

 

Fünferkombinationen

2+3+3+3+3=14  > 

2+3+3+3+4=15  >  große Sexte (9)

3+3+3+3+4=16  >

 

 

Die verschiedenen Grifflochkombinationen ergeben also die auf der Okarina spielbaren Töne. Die der Grifftabelle verwendeten Kombinationen habe ich hervorgehoben.

Da die Töne einer Okarina mehr oder weniger biegsam sind, kann eine Grifflochkombination unter Umständen für 2 verschiedene Töne brauchbar sein. Dann muss man eine Weile testen, welche Grifflochkombination sich am besten in die Blasdruckkurve und in den Bewegungsfluss der Finger einfügt.

 

Wegen der vier gleich großen Löcher ist das Griffsystem variabel. Hier eine der Möglichkeiten.

 

Der Tonraum dieser Okarina ist im Vergleich zu anderen 6-Loch Pendants relativ kurz. Mit Hilfe der chromatischen Stufen kann man damit trotzdem ganz verschiedene Tonleitern spielen.

 

Beispiele:

 

- 6-stufige Dur-Tonleiter Grundton unten

1 2 3 4 5 6 / c d e f g a

 

- 7-stufige Dur-Tonleiter Grundton in der Mitte

5 6 7 1 2 3 4  /  c d e f g a b

 

- 7-stufige Molltonleitern

b7 1 2 b3 4 5 b6  /  c d e f g a b

oder

1 2 b3 4 5 b6 b7  /  c d es f g as b 

 

Das ergibt ganz verschiedene musikalische Möglichkeiten.