Stimmgeräte für die Akkordzither - d'Addario Violin-Tuner

Der Violin-Tuner ist für die Montage auf kleinen Streichinstrumenten optimiert. Mit dem hohen Klemmfuß eignet er sich aber auch für Akkordzithern.

  • Beschreibung
  • Inbetriebnahme
    • Stromversorgung
    • Montage am Instrument
  • Bedienfunktionen
    • optisches (!) Metronom
    • Stimmgerät
  • Erfahrungen und Tipps

Damit die Akkordzither gut klingt, muss man sie regelmäßig stimmen. Mit einem Stimmgerät gelingt das auch Anfängern. Bei der Vielzahl an Geräten fällt manchen die Wahl schwer. Ich habe verschiedene sehr unterschiedliche Geräte angeschafft, mit denen Sie in meinen Akkordzither-Workshops das Stimmen üben können. Das kleinste Gerät, das auch bei Störgeräuschen ohne zusätzliche Ausstattung funktioniert, ist der d'Addario Violin-Tuner.

Wieviel Zeit benötigt man zum Stimmen? Hat die Wahl des Stimmgerätes einen Einfluss darauf?

Der Zeitaufwand ist schwer zu ermessen, da er von verschiedenen Faktoren abhängt, die immer wieder unterschiedlich zusammentreffen können.

Je seltener man seine Akkordzither stimmt, um so mehr Zeit muss man für das Stimmen einplanen. Die Anzahl der Saiten spielt logischerweise auch eine Rolle. Eine einfache 6-Akkordzither (6 vierchörige Akkorde, 25 einfache Melodiesaiten) hat insgesamt 49 Saiten und wenn es des schöneren Klangs wegen eine 7-chörige 6-Akkordzither mit Mandolinbesaitung ist, dann kommt man auf 92 Saiten und wenn der Melodiebereich von zwei auf ... erweitert ist ... na, da höre ich mal besser auf zu zählen ... Aber wenn man pro Saite 1 Minute zum Stimmen benötigt, dann ist man mit einer  49 saitigen Akkordzither eine knappe Stunde beschäftigt. Wenn man die Stimmung seiner Zither pflegt, die Saiten nur ein wenig korrigieren muss und beim Stimmen schneller wird, sinkt der Zeitaufwand erheblich.

Ein gutes, sensibel und genau reagierendes Stimmgerät trägt dazu bei, in kurzer Zeit ein gutes Ergebnis zu erzielen. Möchte man in unruhiger Umgebung stimmen, benötigt man ein integriertes oder extern anschließbares Kontaktmikrophon oder einen Tonabnehmer.

Aus dem umfangreichen Angebot pickte ich diese beiden Geräte heraus.

 

 

http://www.thomann.de/de/daddario_pw_ct_14_micro_violin_tuner.htm

 

http://www.thomann.de/de/korg_ot120.htm

Sie sind sehr unterschiedlich und ergänzen sich in meinem Anwendungsprofil sehr gut.

 

D'Addario NS MICRO VIOLIN TUNER

- auspacken
- Bedienungsanleitung auf der Verpackung


Klein und kompakt ist dieses Gerät. Eine Kunststoffschlaufe hält es auf einer dicken, bedruckten Pappe fest. Das war's auch schon mit der Verpackung und auch mit der Bedienungsanleitung. (Ich hoffe Ihr könnt sie gut lesen, wenn Ihr die Bildanzeige vergrößert.)

:-)

Eine aufgeklebte Folie schützt das Display. Die ließ sich ganz leicht rückstandsfrei abziehen.

- Stromversorgung

  • Batterie einlegen

Die Batterie war eingelegt. Eine Kunststofffolie schützte sie vor dem Entladen.

Das Batteriefach besteht aus einem offenen Kunststoffring. An den Enden hat er kleine Widerhaken, mit denen er im Gehäuse einrastet. Um das Batteriefach herausziehen zu können, muss man den Kunststoffring an den geriffelten Stellen gefühlvoll zusammen drücken und anschließend vorsichtig aus dem Gehäuse ziehen

Ein Blick ins Innere um ein Vielfaches vergrößert. Ich staune immer wieder über die Miniaturisierung der elektrischen Geräte! Ich weiß zwar als Techniklaie nicht, was ich da sehe, aber wenn alles so offen ist, sollte man wohl darauf achten, dass da möglichst kein Wasser oder anderes hinein kommt.

- Montage am Instrument

 

Die Höhe der Klemmvorrichtung entscheidet, ob das Stimmgerät an die Akkordzither passt.

 

Wie man gut erkennen kann, ist da bei der Hopf-Zither noch Luft. Die Zargenhöhe beträgt bei diesem alten Instrument 3,2mm. Auf meiner neuen Akkordzither von Hopf mit 4 cm Höhe passt das Stimmgerät von D'Addario ebenfalls locker drauf.
Die Höhe des Klemmfusses ist stufenlos einstellbar. Gumminoppen sorgen dafür, dass die Klemme weich auf der Oberfläche des Instruments aufliegt und verhindern ein all zu leichtes Abrutschen. Da die Akkordzither kaum hin und her bewegt wird, braucht man das Stimmgerät nicht all zu fest klemmen. Wenn man beim Zusammendrücken auf einen nur leichten Anpressdruck achtet, kann man das Stimmgerät zwar von der geraden Zarge abziehen, es fällt aber nicht von alleine herunter.

Wenn die Klemme fest sitzt, dreht man sich den Kopf mit dem Display nach vorne. Da er nicht nach oben geneigt werden kann, muss man die Zither beim Stimmen flach auf den Tisch legen. Dann stimmt der Winkel und das Display lässt sich gut ablesen. Nur die # sind am oberen Display-Rand nicht komplett sichtbar. Man kann sie aber erkennen. Damit kann ich leben.

 

Da die Höhe des Stimmgerätes bei meinen Instrumenten knapp der Höhe der Stimmnägel entspricht, kann man es am Instrument lassen, wenn man es in den Koffer packt.

 

D'Addario NS MICRO VIOLIN TUNER
- Bedienfunktionen

Der D'Addario NS Micro Violin Tuner hat zwei Funktionen. Er ist Metronom und Stimmgerät in einem.

Die 5 Bedienelemente sind kreuzförmig angeordnet

unten - An/Aus Schalter
oben - M - Modus (Wechsel zwischen Stimmfunktion und Metronom)
links - < - abwärts (Frequenz reduzieren)
rechts - > - aufwärts (Frequenz erhöhen)
Mitte - () - Display umschalten (um 180° wenden / auf den Kopf drehen)
>> Einschalten / Ausschalten
Der Ein-/Ausschaltknopf muss gegen einen kleinen Widerstand eingedrückt werden, damit das Gerät aktiviert wird. Wenn man den Schalter los lässt, kommt der Knopf wieder hoch.
Alle Bedienelemente sind in kleine Mulden versenkt. Die sind aber nicht so tief, dass ein versehentliches Anstellen z.B. durch Druck eines Kofferdeckels ausgeschlossen werden kann. Ich habe ein Lineal auf das Gerät gelegt. Da passiert erst einmal nichts. Aber wenn das Lineal hinunter gedrückt wird, werden die Knöpfe eingedrückt. Das Gerät startet.

Auf dem Display erscheinen dann die letzten Einstellungen (Memoryfunktion); also entweder ...
- die Metronomanzeige mit der zuletzt gewählten Tempoeinstellung oder
- die zuletzt gewählte Frequenz für den Kammerton a'

Die in dem Winzling eingesetzte Software kontrolliert beim Stimmen die Nutzungsdauer. Nach 10 Minuten schaltet es automatisch ab, um die Recourcen der Batterie zu schonen. Auch dann, wenn man mitten im Stimmen ist. Dann drückt man einfach wieder auf den An-Schalter und hat dann wieder 10 Minuten (und merkt, wie viel Zeit man schon für das Stimmen gebraucht hat. ;-) )

Bei der Nutzung des Metronoms ist die automatische Abschaltung nicht aktiv.

>> Das visuelle Metronom
Wie auch bei vielen anderen Stimmgeräten wurde in den Micro Violin Tuner ein Metronom integriert. Das funktioniert ohne Lautsprecher (Wo sollte der denn noch hin passen? ) allein mit blinkenden Dioden.

Die Anzeige der Blinkfrequenz taucht automatisch auf beim

- Einschalten des Geräts, sofern sich das Gerät im Metronom-Modus befindet
- Moduswechsel > Metronom

Die Frequenz wird unten rechts im Display angezeigt.
Sollte dort eine unverständliche Buchstabenkombination zu sehen sein, stehen die Ziffern auf dem Kopf. Um das Display umzuschalten (um 180° wenden) drückt man auf den mittleren Knopf mit den zwei gebogenen Pfeilen.


Die Auswahl der Blinkfrequenz wird mit den Pfeiltasten (rechts aufwärts /links abwärts) reguliert.

- Kurzes Drücken > Weiterschalten in Einzelschritten
- Drücken und Festhalten > Durchrollen in hoher Geschwindigkeit

Auswahlbereich: 20 - 270 bpm

Metronom Frequenzanzeige

Rechts steht die Anzeige auf dem Kopf.

>> Stimmgerät
Die Anzeige der Tonfrequenzen wird von einem Piezo-Sensor-System gesteuert. Da ich mir darunter nichts vorstellen kann, habe ich mal ein wenig im Netz nach Erklärungen gesucht (siehe unten: weiterführende Links).

Die Anzeige der Kammerton-Frequenz taucht automatisch auf

- beim Einschalten des Geräts, sofern sich das Gerät im Stimmgerät-Modus befindet
- nach kurzem Drücken der Modus-Taste
- nach dem Moduswechsel von Metronom zu Stimmgerät
- beim Betätigen der Pfeiltasten, sofern sich das Gerät im Stimmgerät-Modus befindet

Die Auswahl der Kammerton-Frequenz erfolgt durch die Pfeiltasten.

Das Weiterschalten erfolgt ausschließlich in Einzelschritten.
Der Auswahlbereich: 410-480Hz

Nach etwa 2 Sekunden wechselt die Frequenz-Anzeige in den Bereitschaftsmodus. Die Herz-Zahl verschwindet. Statt dessen blinkt ein waagerechter Balken auf dem Display und signalisiert dadurch seine Funktionsbereitschaft.
Sobald im Instrument ein Ton klingt, wird dieser gemessen und das Ergebnis auf dem Display angezeigt.

Die Anzeige der Tonhöhe erfolgt mit einem Buchstaben und mit nach rechts und links ausschlagenden Balken. Je länger die Balkenreihe, um so weiter ist der gemessene Ist-Wert vom Sollwert des in der Mitte angezeigten Tones entfernt. Mit den Farben Rot (große Abweichung), Gelb (geringe Abweichung) und Grün (stimmt) wird das Erkennen der Länge der Balkenreihe unterstützt.

Balkenausschlag nach links = Ton zu tief

 

Schade, dass keine Oktavzahl angezeigt wird. Dafür müsste das Display aber breiter sein und dann wäre das Gerät nicht mehr ganz so "micro". ;)

Nachdem ich herausgefunden hatte, dass der Piezo-Sensor auch auf Luftschall reagiert, kam ich auf die Idee, den Messbereich des kleinen Stimmgeräts am Clavinova auszutesten. Um einen stehenden Ton zu haben, wählte ich zum Testen eine klare Pfeifenorgelstimme und fand heraus, dass die Töne von D1 bis H6 (inclusive) (C4 = c') erkannt wurden.

Die Ansprache war dabei durchgehend sehr direkt. Kaum hatte ich die Taste gedrückt, sprang die Anzeige auch schon zum neuen Ton um.

Hier ein Produktvideo von D'Addario. Da könnt Ihr die Anwendung der beschriebenen Funktionen beobachten.

>>> weitere Erfahrungen

- Flexible Einsatzmöglichkeiten
Da die Klemmvorrichtung leicht zu bedienen ist, kann man das Gerät schnell auf das nächste Instrument montieren. Das ist während der Unterrichtsvorbereitung und während des Unterrichts sehr wichtig, wenn mehrere Instrumente gestimmt werden müssen.

- Wie empfindlich ist die Anzeige?
Wie die Nadel- oder LCD-Anzeige anderer Stimmgeräte zittert auch der Ausschlag des Balkens. Eine Möglichkeit, die Empfindlichkeit zu justieren gibt es nicht. Die ist für meine Zwecke auch nicht nötig. Mit dem fest eingestellten Wert komme ich gut klar.

- Wie gut/schnell spricht das Stimmgerät an?
Beim Stimmen meiner Akkordzithern, an denen ich den D'Addario Micro Violin Tuner getestet habe, war die Ansprache in den meisten Bereichen sehr direkt. Lediglich beim Anspielen der kurzen hellen Saiten im Melodiebereich war der Ausschlag etwa ab dem Ton g'' (=G5) verzögert oder kam auch schon mal gar nicht zustande. Da war dann wohl die Schwingung im Instrument nicht intensiv genug. Sobald die Saite kräftiger angezupft wurde, sprach die Anzeige promt an.
Wenn man einen Ton exakt auf die Mitte der Anzeige stimmen möchte, gelingt das nur, wenn das Stimmgerät sehr schnell auf die Veränderung der Tonhöhe reagiert. Sonst ist man über den Punkt weg, bevor das Stimmgerät angezeigt hat, dass man ihn erreicht hat. Ich hatte den Eindruck, dass das gut funktioniert. Die Ohren müssen da allerdings gut mithelfen und die Hand stoppen, wenn eine Veränderung hörbar wird. Sonst wird das nichts.

Bei "Tonsalat" reagiert der Sensor auf die stärkste Tonschwingung. Wenn man vergißt, den Nachklang im Instrument zu stoppen, bevor man den nächsten Ton anspielt, zeigt das Display trotzdem den neu angespielten Ton an. Wenn mehrere Töne schnell hintereinander gespielt werden, wechseln die Notennamen in der Anzeige auch noch während des Verklingens.
Störgeräusche wie z.B. Gespräche, Staubsaugen, Blockflötenspiel in der Nähe stören den Stimmvorgang nicht, solange die Töne in dem Instrument, an dem das Stimmgerät klemmt, klar klingen. Wird aber auf dem Instrument nicht gespielt, reagiert das Stimmgerät auch auf klare Töne der Umgebung, sobald sie eine ausreichende Intensität erreichen. Die Töne der c'' Blockflöte (Sopran) werden z.B. ab etwa c''' (C6) erkannt. Bringt ein anderes Instrument die Akkordzither zum Resonieren, werden die in der Zither klingenden Töne bei ausreichender Intensität vom Stimmgerät angezeigt. Auf diese Weise erfuhr ich, dass meine alte schwarze Zither auf andere Töne reagiert, als die neue helle.

 

>>> FAZIT

- ein sehr praktisches Hilfsgerät

Mir gefällt es für das schnelle Nachstimmen zwischendurch sehr gut. Wenn ich eine Orientierungshilfe für die Oktavlagen benötige greife ich aber lieber zu einem Gerät, das hinter dem Notennamen die Oktavlage anzeigt.

 

 

- Übung macht den Meister
Wenn man das, was man irgendwo abliest, in eine fein dosierte Handbewegung umsetzen muss, braucht es etwas Zeit (mehr oder weniger), bis sich die Auge-Hand-Koordination auf die Signale eingestellt hat. Nach kurzer Eingewöhnungszeit kam ich mit der Balkenanzeige gut zurecht. Möchte ich eine genauere Auskunft, ist mir die Centanzeige eines Zeigergerätes lieber.

 

 

Mehr Infos:

 

- Blogsammlung zum Thema Akkordzither